Sex im Kopf – ist eine emotionale Affäre schon Fremdgehen?
Appetit holen kann man sich, gegessen wird zu Hause! Jeder kennt diesen Spruch. Und wenn Sex nur im Kopf stattfindet, ist ja wirklich nichts dabei, oder? Dabei kann eine sogenannte “emotionale Affäre” brandgefährlich werden.
Ursachen, Warnsignale & Chancen einer emotionalen Affäre
INSIDE: Was genau ist überhaupt eine emotionale Affäre?
Beziehungsexpertin Yvi Blum klärt auf: Eine solche Affäre nimmt ihren Anfang, wenn ein Partner immer mehr Gefühle, Zeit und Vertrauen in einen anderen Menschen investiert. Gerade in der heutigen Zeit, in der ein Herz oder Flammen-Emoji schnell verschickt ist und mehr sagt als tausend Worte. Meist beginnt es harmlos und ganz ohne das Vorhaben, eine Affäre beginnen zu wollen. Der Grundstein ist aber immer derselbe: Der neue Mensch und der immer intensivere Kontakt werden größtenteils oder sogar komplett vor dem Partner verschwiegen. Das erste Indiz dafür, dass etwas gegen die aufgestellten Regeln der Beziehung geht.
Apropos Regeln: Wo liegen denn die Grenzen? Ab wann wird eine emotionale Affäre gefährlich?
Wo die Grenzen liegen, muss jedes Paar für sich definieren und genau dieses Gespräch findet leider zu selten statt. Oft gehen Partner davon aus, das Gegenüber habe die gleichen Vorstellungen hat, was beim Flirten harmlos ist und wo Betrug beginnt, wie man selbst. Dem ist allerdings in den seltensten Fällen so. Es lohnt sich, sehr früh in der Beziehung das Gespräch zu suchen und die persönlichen Grenzen zu kommunizieren.
Aber wenn man sich nichts dabei denkt und seinen Partner wirklich liebt?
Wenn alles in der Beziehung gut läuft, dann verschweigt man auch in der Regel nichts bewusst. Grund für eine Affäre – egal ob emotional oder körperlich – ist aber meistens eine tiefer liegende Unzufriedenheit mit der Beziehung oder sich selbst. Gefühlte Distanz zum Partner ist der häufigste Auslöser und sehr fruchtbarer Boden für eine Affäre. Denn wenn ein Paar über vorhandene Unzufriedenheit in der Beziehung und die eigenen Bedürfnisse nicht (mehr) spricht und eine dritte Person genau bei diesen unbefriedigten Bedürfnissen (egal, ob emotional oder körperlich) andockt, wird es brandgefährlich.
Kommt es automatisch irgendwann zum Sex, also zum „echten“ Fremdgehen?
Zumindest machen emotionale Affären den Absprung zum Sex außerhalb der Beziehung deutlich leichter. So oder so ist die Verletzung auch beim Auffliegen einer emotionalen Affäre groß. Wobei der Moment auch ein Wachrütteln sein kann.
Eine Rettung für die Beziehung also?
Männern fällt es jedenfalls in der Regel leichter, emotionalen Betrug zu verzeihen, für Frauen ist es tendenziell eher umgekehrt. So oder so gilt: Wie es war, kann es nicht weitergehen. Wer seine Beziehung retten will, muss alles, was dazu führte, gründlich aufarbeiten. Wenn beide es wollen und es schaffen, sich so auf sich und die Beziehung zu konzentrieren, die richtigen Fragen stellen, um herauszufinden, wo man sich gegenseitig nicht mehr beieinander aufgehoben fühlte, wo es (zu viele) Selbstverständlichkeiten gab und was beiden fehlte, kann eine neue, intensivere Beziehung daraus hervorgehen. Im besten Fall kann eine solche Krise die Verbundenheit sogar stärken.
Achtung! Auch Singles können in die Falle tappen
Emotionale Affären sind kein reines „Frauending“ und auch nicht nur in Beziehungen zu finden. Der Wunsch nach Verbundenheit und Nähe ist ein Grundbedürfnis aller Menschen. Singles, die plötzlich in einen intensiven Nachrichtenaustausch mit einem vergebenen Menschen gehen, mehr und mehr teilhaben an dessen Problemen und das Bedürfnis oder die Verpflichtung spüren, sich gegenseitig „auf dem Laufenden“ halten zu müssen, sollten aufpassen. Nur die wenigsten (emotionalen) Affären, nämlich gerade einmal 1 von 10, enden in einer langfristigen, stabilen Beziehung. Deshalb sind emotionale Affären auch für Ungebundene eine gefährliche Angelegenheit, die – zumindest statistisch gesehen – ziemlich sicher auch auf dieser Seite zu Kummer führen wird.